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Alles nur eine Illusion?

2020-11-01
Brighton
Alles nur eine Illusion?

Zwei Männer verlieben sich in die gleiche Frau. Das klingt nach einer klassischen Dreiecksgeschichte. Doch was Graham Swift in „Here We Are“ ("Da sind wir") daraus macht, ist ganz und gar nicht gewöhnlich.

Das liegt zum einen an der ausgefeilten Komposition. Jack Robbins, Ronnie Deane und seine Verlobte Evie White sind gefeierte Varietéstars im Seebad Brighton und verzaubern allabendlich das Publikum. Doch schon zu Beginn der Geschichte gibt es immer wieder Andeutungen, dass in jener Saison im Jahr 1959 etwas Einschneidendes in ihrem Leben passiert. Was genau und wie es dazu kam, erfahren wir in bruchstückhaft und vielen Zeitsprüngen.

Am meisten bewegte mich die Vergangenheit von Ronnie Deane. Während der Bombardierung Englands wird er von seiner Mutter in London zu Pflegeeltern ins ländliche Oxfordshire gebracht, wo er eine paradiesische Kindheit erlebt. Von seinem Pflegevater wird er in die Kunst der Magie eingeführt und entdeckt seine Berufung. Beim Militär freundet er sich mit Jack Robbins an und gemeinsam steigen sie in das Showbusiness ein. Als jedoch Evie White als Assistent dazu stößt, kippt die harmonische Konstellation.

Das Besondere an diesem Kurzroman ist, wie Graham Swift die Grenze zwischen Illusion und der ernüchternden Realität auflöst. Er lässt sowohl auf der Bühne als auch in der Handlung Menschen ‚verschwinden‘, baut Täuschungsmanöver ein und spielt mit den Erwartungen der Leser. Die Frage, die sich die Protagonist wiederholt stellen, lautet: Was hätte alles sein können?

 
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