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Schmerzvolle Reise in die Vergangenheit

2021-03-01
St. Ives
Schmerzvolle Reise in die Vergangenheit

„I am eight years old when I see a dead body for the first time“. So beginnt der Roman „Do not feed the bear“ („Bären füttern verboten“) von Rachel Elliott. Wenn das mal kein starker erster Satz ist! Das Ganze ereignet sich, so erfahren wir weiter, in einem Kaufhaus, wo Sydney und ihre Mutter Ila ein Geburtstagsgeschenk für den Vater zu suchen.

So spritzig und skurril der Roman beginnt, ändert sich die Tonlage im Laufe der Geschichte deutlich. Die einst glückliche vierköpfige Familie, die regelmäßig in der Küstenstadt St. Ives in Cornwall Urlaub machte, zerbrach, als Mutter Ila dort starb und man Sydney die Schuld dafür gab. Seitdem rennt die Freerunnerin buchstäblich vor ihrer Vergangenheit weg, doch an ihrem 47. Geburtstag beschließt sie, den Unglücksort aufzusuchen und sich ihren Schuldgefühlen zu stellen.

Dort lernt Sydney eine Reihe von Menschen kennen, die auf ihre Weise mit familiären Konflikten, Ängsten und Verlusten zu kämpfen haben: zum Beispiel die Zahntechnikerin Maria Norton, der es nicht gelingt, aus einer unglücklichen Ehe auszubrechen. Auch Sydneys Vater Howard lebt nach all den Jahren noch immer in Trauer und hat sich sein Leben als einsamer Witwer eingerichtet.

Rachel Elliott macht es uns nicht leicht, der Handlung zu folgen. Die Zeitsprünge und Perspektivwechsel sind extrem. Es wird sogar aus der Sicht von Marias Hund Stuart erzählt. Trotz allem kann man sich den sehr lebensnah und eindringlich beschriebenen Schicksalen, den warmherzig gezeichneten Figuren und ihrer wunderbaren Sprache nur schwer entziehen.

 
Selbstfindung, Familie