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Bunt wie die Vogelwelt

2021-02-05
Hamburg
Bunt wie die Vogelwelt

Durch die ZDF App „Dein Buch“ bin ich auf den ungewöhnlichen Roman „Das Schöne, Schäbige, Schwankende“ gestoßen. Neugierig machte mich nicht nur der Titel und die positive Rezension, sondern auch der Inhalt. Brigitte Schönauer, die 2019 verstorben ist, entwirft 3 x 13 Porträts, die sich in die titelgebenden Kategorien zuordnen lassen.

Eigentlich hat sich die Ich-Erzählerin Charlotte in ein Haus eines Ornithologen zurückgezogen, um mit ihrem Roman „Glamouröse Handlungen“ weiterzukommen. Inspiriert durch die verschiedensten Vogelarten, die sich ihr aufdrängen und sie an die Gesichter diverser Freunde und Bekannter erinnern, schreibt sie stattdessen Porträts, die sich mal wie eine pointenreiche Kurzgeschichte, mal wie eine Charakterstudie lesen.

Es ist nicht leicht, sich ständig auf eine völlig neue Figur einzulassen, doch die Mühe lohnt sich. Die Autorin entfaltet ein wahres Panoptikum an Menschentypen: Rosetta, die mit ihrer betörenden Ausstrahlung eine ganze Tischgesellschaft verzaubert, die geschwätzige Rosa, die zwei Zugpassantinnen ihre Lebensgeschichte erzählt oder der arbeitslose Hubertus, der sich vergeblich nützlich machen will und seinen Nachbarn auf den Geist geht.

Besonders interessant sind die Charaktere wie die schweigsame Andrea, aus denen die Erzählerin selbst nicht ganz schlau wird. Sie versucht, in ihr Innerstes zu blicken, sie durch eine provokante Bemerkung aus der Reserve zu locken. In der Episode „Ehebrecher en famille“ zeigt Brigitte Schönauer ihr ganzes Können. Man meint, eine Verhaltensstudie zu lesen, wobei sie nicht nur den Blick auf die Mimik, Gestik, die Dialoge und das Unausgesprochne zwischen einer Frau, ihrem Mann und seiner Geliebten richtet, sondern auch das Wohnzimmer, in der sich die Szene abspielt, mit allen Details einbezieht. Garniert mit vielen Vogelmetaphern präsentiert uns Brigitte Kronauer 39 Miniporträts, die so bunt sind wie die Vogelwelt.